Russlands Wunderkinder
  [nicht mehr im Kino - Release: 02. Mai 2002]
   
 

Ein Film von Irene Langemann • Sie heissen Lena, Nikita, Ira und Mitja. Sie meistern mit Bravour Konzertauftritte, die selbst Nerven von erwachsenen Pianisten ruinieren würden. Wenn sie auf dem Flügel Triller, Läufe und Sprungkaskaden hinzaubern, ist man fassungslos: so unglaublich ist die Reife, mit der diese Kinder die schwierigsten Klavierwerke interpretieren. Es ist ein Wunder, hinter dem jedoch mehrstündiges tägliches Ãœben und eine grosse Tradition stehen.

Die Wurzeln dieser Tradition findet man in den dreissiger Jahren: mitten im stalinistischen Terror wurde die Musikerziehung in den Rang einer Staatsaufgabe erhoben. Kein anderes Land hat seitdem so viele Virtuosen hervorgebracht wie Russland. Damals öffnete auch die Zentrale Musikschule am Moskauer Konservatorium ihre Türen: bis ~eute noch die begehrteste Bildungsstätte im Lande. Aus allen Teilen Russlands pilgern Eltern mit ihren Kindern hierher, mit der Hoffnung in den Kreis der Auserwählten aufgenommen zu werden. Gestern wie heute, trotz Wirtschaftskrisen, Armut und Not.

Auch Ira, Mitja, Nikita und Lena sind Schüler an dieser Schule. Der Widerspruch zwischen dem künstlerischen Anspruch und den Umständen, unter denen sie lernen und leben, könnte nicht grösser sein. Lena, die seit ihrem neunten Lebensjahr Konzerte in der ganzen Welt gibt, hat nicht einmal ein eigenes Klavier zum Üben. Inzwischen siebzehnjährig, erlebt sie das Drama, was vielen Wunderkindern widerfährt: gross geworden, sind sie plötzlich nicht mehr begehrt - es gibt viele erwachsene Musiker der Superklasse.

Der Film begleitet diese hochbegabten Kinder, die so untypisch für den Westen sind. Er zeigt sie in der Schule, bei Prüfungen und Konzerten, stellt ihre Familien vor, die ihr Leben ganz auf die Ausbildung ihrer Kinder ausgerichtet haben: sie sind von ihrer Arbeit und der Musik besessen und in dieser Hingabe wie aus einer prähistorischen Zeit erscheinend. Nicht wegzudenken aus dieser intensiven Beschäftigung mit klassischer Musik ist der Moskauer Alltag mit seinen sozialen Verwerfungen: der fruchtbar-furchtbare Boden, auf dem immer wieder unglaubliche Talente erblühen.


© 2024 Stamm Film

VERLEIH: Stamm Film

 

REGIE:
Irene Langemann
PRODUKTION:
Wolfgang Bergmann
LICHTfilm
CAST:
Dokumentrarfilm: mit Mitja Krutogolwij
Ira Tschistjakowa
Lena Kolesnitschenko
Nikita Mndoyants
Jewgenij Timakin
DREHBUCH:
Irene Langemann
KAMERA:
Sergej Astachov
Valerij Revitsch

LAND:
Deutschland
JAHR: 2000
LÄNGE: 98min