Blue End
  [nicht mehr im Kino - Release: 10. Mai 2001]
   
 

The Visible Man • Joseph Paul Jernigan war 39 Jahre alt, als man ihn am 5. August 1993 in Huntsville, Texas, hinrichtete. Zwölf Jahre zuvor war er für den Mord am 76-jährigen Edward Hale verurteilt worden, für einen sinnlosen Mord, begangen beim Raub eines Mikrowellengrills. Der Prozess dauerte eineinhalb Tage. Jernigans Mordabsicht bejahten die Geschworenen in 15 Minuten, seine zukünftige Gefährlichkeit in sechs Minuten.

Für die Wissenschaft war Joseph Paul Jernigan die Rettung. Zwei Jahre lang hatte die National Library of Medicine nach einer perfekten Leiche gesucht - für das Human Visible Project, ein Projekt des 21. Jahrhunderts. Jernigans Körper ist noch warm, als ihn die Wissenschaftler in Texas in Empfangnehmen und nach Colorado überführen. Er wird mit CT-Scannern vermessen, dann in kobaltblaue Gelatine eingegossen und auf minus siebzig Grad hinuntergefroren. Es geht um die Herstellung des ersten digitalen Anatomieatlasses. Millimeter für Millimeter wird Jernigan abgehobelt und digital fotografiert. Die Mahlerei dauert Monate. Bis nichts als blauer Staub übrig bleibt.

1995 tritt die National Library of Medicine erstmals mit den Daten des 'Human Visible Project' an die Öffentlichkeit. Die Anatomie ist in ein neues Zeitalter eingetreten: Forschung, Lehre und chirurgische Simulation am unzerstörbaren, virtuellen und dennoch realen Körper, davon hat die Wissenschaft bisher nur geträumt. Die Daten des Visible Man benötigen 15 Gigabites und entsprechen acht Millionen Buchseiten. Sie werden inzwischen in über 850 Universitäten weltweit genutzt.

BLUE END ist die Geschichte einer digitalen Wiederauferstehung. Es ist die Joseph Paul Jernigans, der nicht ahnte, wie Wissenschaftler und Justiz mit Leuten wie ihm umgehen.


© 2024 Langfilm

VERLEIH: Langfilm

 

REGIE:
Kaspar Kasics
DREHBUCH:
Kaspar Kasics
KAMERA:
Pierre Mennel
SCHNITT:
Kaspar Kasics
Isabel Meier

LAND:
Schweiz
JAHR: 2000
LÄNGE: 85min