Tinguely
  [nicht mehr im Kino - Release: 26. Mai 2011]
   
 

Ein Film von Thomas Thümena • «Es bewegt sich alles - Stillstand gibt es nicht!» Jean Tinguely war wie eine seiner verrückten Maschinen, die sich vor den Augen der Zuschauer selbst zerstört hat: ein Meilenstein der modernen Kunstgeschichte - und ein nonchalanter Provokateur, der sich durch seine grenzenlose Energie beinahe selbst zugrunde richtete. Vor allem aber sprengte Tinguely zeitlebens alle Konventionen – nicht nur in seiner Arbeit, sondern auch privat; anarchisch, lustvoll und ohne Rücksicht auf Verluste.
Geboren 1925 in Fribourg, aufgewachsen in Basel und zu Beginn seiner Karriere noch bettelarm, brachte Tinguely als Teil der Pariser Avantgarde bald schon Bewegung in den Kunstbetrieb – im wahrsten Sinn des Wortes. Anfangs der sechziger Jahre erlebte er einen kometenhaften Aufstieg, der ihn schliesslich zu einem der international bekanntesten Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts machte. Seine Schrottplastiken, die der Konsumund Wegwerfgesellschaft den Spiegel vorhalten, gleichzeitig aber immer auch die Poesie des Alltags feiern, trafen den Nerv seiner Zeit und erweiterten den Kunstbegriff einer ganzen Generation.
Exploit um Exploit verfolgt der Film Tinguelys exemplarischen Werdegang, bis aus dem ehemaligen Bürgerschreck gegen Ende seines Lebens ein Volksheld wurde – oder, wie seine Lebenspartnerin Niki de Saint Phalle es sarkastisch ausdrückt, «le roi des Suisses». Wie Tinguely ausgerechnet in seinem Heimatland, das ihm die Anerkennung so lange vorenthalten hatte, zu Ruhm und Ehren kam, zeichnet der Film schwungvoll nach. So hält er nicht nur die Erinnerung an ein einmaliges Werk hoch, dem – Ironie des Schicksals – heute der Stillstand droht, sondern blendet auch auf höchst unterhaltsame Weise zurück auf ein Stück Schweizer Zeit- und Mentalitätsgeschichte. Vor allem aber wird mit dem spannenden Archivmaterial und den Erinnerungen der «bande à Jean» der Mensch hinter der Legende Tinguely fassbar: ein mal heiterer, mal melancholischer Blick zurück auf ein bewegtes Leben – verbunden mit der Aufforderung, den Aufbruch jeden Tag neu zu wagen, denn: Stillstand gibt es nicht.


© 2024 Frenetic Films

VERLEIH: Frenetic Films

 

REGIE:
Thomas Thümena
PRODUKTION:
Christian Davi
Thomas Thümena
Christof Neracher
KAMERA:
Felix von Muralt
SCHNITT:
Myriam Flury
TON:
Jean-Pierre Gerth
MUSIK:
Stefan Rusconi
Roland Widmer

LAND:
Schweiz
JAHR: 2010
LÄNGE: 88min